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Monika Huschenbett

Hartes Ringen um die Zukunft des Kulturhauses Rüdersdorf

Die Gemeinde Rüdersdorf bei Berlin verfügt mit ihrem an der A10 gelegenen weithin bekannten Kulturhaus „Martin Andersen Nexö“ – umgangssprachlich auch „Akropolis“ genannt – über ein in Fachkreisen hochgelobtes Denkmal der Bau- und Lebenskultur der verblichenen DDR.

In einer Bauzeit von nur 27 Monaten entstand das Kulturhaus zwischen 1954 und 1956 unter reger Beteiligung auch vieler Rüdersdorf bei freiwilligen Arbeitseinsätzen. Die Einweihung erfolgte am 12. Oktober 1956. Das Kulturhaus gehörte mit seiner Nutzfläche von 2.500 qm zu den größten seiner Art in der DDR. Im großen Saal fanden bis zu 550 Zuschauer Platz.

Die Architektur des Hauses verkörpert beispielhaft die DDR-Architektur der 1950 -iger Jahre.

Heute stellt das Kulturhaus Rüdersdorf ein in vielerlei Hinsicht herausragendes Baudenkmal dar. Städtebaulich durch seine markante Lage, funktional durch seinen ununterbrochenen Betrieb und baulich, weil es seit seiner Einweihung nahezu unverändert erhalten ist. Landeskonservator Dr. Thomas Drachenberg zeigte sich bei einer Besichtigung im Jahr 2017 denn auch ausgesprochen begeistert und schlug der Gemeinde eine Bewerbung im Förderprogramm „National wertvolle Kulturdenkmäler“ vor.

Da die Gemeinde Rüdersdorf die dringend notwendige bauliche und brandschutztechnische Ertüchtigung des Gebäudes bei Berücksichtigung der denkmalrechtlichen Erfordernisse nicht aus eigener Kraft stemmen kann, wurden die vorbereitenden Fachgutachten beauftragt, und auf dieser Grundlage die Fördermittelanträge im Herbst 2019 auf den Weg gebracht.

Sowohl für die denkmalgerechte bauliche Sanierung wie auch die dringliche brandschutztechnische Ertüchtigung des Gebäudes wurden der Gemeinde nun Bundes- und Landesfördermittel in Aussicht gestellt. Wie aber bei jedem Förderprogramm üblich verbleibt bei der Gemeinde ein gewisser zu leistender Eigenanteil. Der finanzielle Gesamtumfang allein der förderfähigen Leistungen beläuft sich auf fast 8 Mio. Euro, wovon die Gemeinde einen Eigenanteil von fast 2 Mio. Euro stemmen muss. Darüber hinaus sollte für eine zeitgemäße Nutzung des Kulturhauses jedoch auch in die entsprechende technische und energetische Modernisierung investiert werden. Dafür müsste die Gemeinde jedoch ausschließlich aus eigenen Mitteln aufkommen. Vorsichtige Schätzungen gehen dafür von einem weiteren Finanzbedarf von ca. 1 Mio Euro aus.

Die Gemeindevertreter hatten also eine schwerwiegende Entscheidung mit Langzeitfolgen auch für das übrige Investitionsgeschehen in der Gemeinde zu treffen. Und es stehen zahlreiche Maßnahmen auf der Bedarfsliste – angefangen von Kita- und Hortbauten bis hin zu z.B. schon oft aufgeschobenen Straßenbaumaßnahmen.

Als alternative Variante wurde deshalb auch ein eventueller Verkauf des Kulturhauses unter Auflagen und/oder die Suche nach einem solventen Betreiber in die Diskussion eingebracht.

Die Gemeindevertretung hat sich die Entscheidung, wie weiter verfahren werden soll, nicht leicht gemacht, und sich trotz CORONA-Einschränkungen mehrfach zu Sitzungen getroffen, um alle Optionen und Eventualitäten gründlich zu erörtern, zuletzt am 22. Juni 2020.

Unsere Fraktion der LINKEN in der Gemeindevertretung hatte sich klar abgestimmt und positioniert, dass das Kulturhaus weiter im Eigentum der Gemeinde verbleiben muss, auch um die Nutzung als eine Einrichtung der Kultur- und Daseinsfürsorge für die Einwohner von Rüdersdorf, für Vereine usw. zu sichern. Dafür sollen die Fördermaßnahmen möglichst zügig durchgeführt werden, und auch die energetische und technische Modernisierung umgesetzt werden. Zu finanziellen Sicherung sind weitere mögliche Förderquellen kreativ zu erschließen.

Diese Argumentation haben wir in den Sitzungen der Gemeindevertretung nachdrücklich vorgebracht. Aber auch die anderen Fraktionen – mit Ausnahme von einigen Mitgliedern der SPD-Fraktion – trugen ein solches Vorgehen mit. Somit hat sich letztendlich die Gemeindevertretung am 22. Juni 2020 mit großer Einigkeit zu ihrem Kulturhaus bekannt. Wir hoffen, dass die Fördermittelzusagen zeitnah beschieden werden und es nun zügig mit der Umsetzung der dringlichen Sanierung des Hauses voran geht.

Mehr zur Geschichte und historischen Einordnung des Kulturhauses in folgendem Beitrag von Dr. Uwe Schieferdecker von der Brandenburgischen Stadterneuerungsgesellschaft mbH

https://www.ruedersdorf.de/seite/426763/kulturhaus.html

Weitere Dokumente zur Beschlussfassung in der Gemeindevertretung finden sich auf den Ratsinfoseiten der Gemeinde, z.B. hier

http://ratsinfo-online.net/ruedersdorf-bi/to010.asp?SILFDNR=11330